Vor mehr als 40 Jahren bin ich das letzte Mal mit einem Segelflugzeug geflogen.
Ich fahre für eine Podcast-Aufnahme zum Segelflugplatz; kurvenreich durch die Landschaft des Taunus.
Das letzte Stück des Weges ein schmaler Feldweg.
Hinter einer hohen Baumreihe biege ich auf den Flugplatzgelände ab.
Es ist wie eine Zeitreise.
ZUCK!!! Und schon bin ich zurück versetzt in meine Anfänge der Fliegerei.
Eine saftig grüne Piste liegt vor mir.
Ich höre das Surren des Seils von der Startwind, wenn diese die Segelflugzeuge in die Luft katapultiert.
Die Aufnahme für den Podcast bereitet mir viel Freude und zeigt mir, was ich in den 45 Jahren in der Luftfahrt alles erlebt habe.
(Der Link zum Podcast folgt später).
Im Anschluss an die Aufzeichnung bekomme ich das Angebot eine Platzrunde mit dem Segelflugzeug mit Jan als Fluglehrer zu fliegen.
Was für eine Freude!!!
Wir machen eine Sicherheitseinweisung, prüfen das Flugzeug und, ich lege den Fallschirm an, bevor ich in das Flugzeug klettere.
Es ist als ob ich vor zwei Jahren das letzte Segelflugzeug gesessen habe.
„Weißt du noch, wie der Windenstart funktioniert?“ fragt Jan.
Wir besprechen das Verfahren, und ich merke wieviel davon noch präsent ist.
Vor mir drei runde Anzeigeinstrumente:
Der Höhenmesser in METER (für die sonstige Fliegerei ungewöhnlich, da wir in „Fuß/ft“-Höhe fliegen).
Die Geschwindigkeitsanzeige in KILOMETER PRO STUNDE (gewöhnlich fliege ich nach KNOTEN), und das Variometer, das wohl wichtigste Instrument, wenn ich mit dem Segelflugzeug Höhe gewinnen will. Es zeigt mir Steig- und Sinkraten an.
„Alles klar? Bist du bereit?“
Das Windenseil wird „eingeklinkt“, ein letzter Check und Kevin, ein Pilot aus dem Fliegerclub, hebt die Tragfläche an, damit beide Tragflügen frei vom Boden sind.
Es folgen einige kurze Kommandos, das Windenseil strafft sich, und ab geht die Fahrt.
Das Flugzeug hoppelt über die Graspiste und ist nach kurzer Zeit „frei“.
Wir fliegen!!!
Die Geschwindigkeit stimmt, die Höhe nimmt rapide zu und bei ca 200m Höhe drücke ich die Flugzeugnase etwas nach vorne. Das Windenseil wird ausgeklinkt, und wir fliegen über dem Taunus.
Nur das Rauschen der Luft ist zu hören; kein Motorengeräusch und kein Sprechfunk.
Was für ein Erlebnis!!!
Querab vom Flugplatz gibt es Thermik. Ich drehte das Flugzeug in den „Bart“ (=Aufwindfeld), und das Variometer zeigt „STEIGEN“ an.
So kurbeln wir einige Zeit und gewinnen an Höhe, dass wir letztendlich mit 950m einen Flug Richtung Rheintal wagen können.
Ich bin voller Glücksgefühle!!!
Wie friedlich alles ist!
Das hat mich immer schon an der Fliegerei begeistert.
Von oben aus der Vogelperspektive sieht alles geordnet aus.
Wie heißt es im Lied „Über den Wolken“ von Reinhard Mey:
„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.
Alle Ängste, alle Sorgen sagt man, bleiben darunter verborgen und dann, würde was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.“
Irgendwann „segelfliegen“ wir zum Flugplatz zurück.
Wir besprechen das Anflugverfahren (es muss schließlich beim ersten Mal klappen, denn ohne Motor es kein Durchstarten möglich)
Ich schaue ein letztes Mal in die Ferne, suche den Rhein und genieße den Blick von oben.
Es ist sehr spannend für mich, wie ich das Flugzeug kurz vor der Landung steuere.
Alles wie gewohnt, als ob ich das fast täglich mache.
Ich lande den Segelflieger, oder landet mich das Flugzeug, oder hat Jan geholfen?
Ich weiß es nicht.
Es ist ein unglaublicher Moment!!!
Nach der Landung öffne ich die Flugzeugkuppel, löse den Gurt, den Fallschirm und steige aus dem Segelflugzeug.
Ich bin so glücklich, dass ich wahrscheinlich vergessen habe mich für dieses Flugerlebnis zu bedanken.
Hünstetten, 20.8.2025