Leuchtstern voraus.
Ich komme aus meine Ruhepause.
Zwei drittel unserer Flugstrecke von Frankfurt nach Nanjing liegt bereits hinter uns.
Wir machen die Übergabe.
Ich klettere in meinen Sitz und sehe, dass wir in 10700m Höhe kurz vor dem Einflug in die Mongolei sind.
Die Nacht geht, der Tag kommt.
Unermüdlich schiebt sich die Sonne am Horizont empor.
Genau voraus ist er, der Leuchtstern.
Riesig groß in Relation zu den „normalen“ Sternen, funkelt er in kristallklarem Weiß.
Der Stern neben ihm wirkt klein wie ein Pünktchen.
Ich bin völlig begeistert wie schön der Planet leuchtet.
Er ist sehr oft auf Flügen nach Osten zu sehen.
Wenn es noch dunkel ist, erscheint er am Horizont.
Manchmal funkelt er weiß oder rot mit grün, sodass man meinen könnte, es sei ein vorausfliegendes Flugzeug.
Er zeigt sich für geraume Zeit.
Wenn die Sonne dann immer höher steigt,
steigt auch er am Horizont auf,
bis er irgendwann über uns steht, und wir ihn nicht mehr sehen.
Man sagt, es sei die Venus, die uns nachts den Weg nach Osten leuchtet.
Für mich ist es mein Leuchtstern.
Mittlerweile steht die Sonne hoch am Horizont.
Es ist bereits Tag über der Mongolei, und wir werden mit einem wunderschönen Blick auf dieses unberührte Land für unsere Nachtarbeit belohnt.
Nur schade, dass mein Leuchtstern nicht mehr zu sehen ist.
Über der Mongolei
16.11.2018